Erster Workshop
Für die ersten Workshops der Kirchenentwicklung im Bistum Chur wurde mit der Paulus-Akademie ein Ort gewählt, der symbolisch durchaus für den Aufbruch des Christentums steht. In den Räumen Korinth, Jerusalem, Rom und Athen wurde intensiv über das Grundverständnis von Kirche und damit über die Basis des Aufbruchs diskutiert. So wie es vor 2000 Jahren in diesen Städten bei der Verbreitung des Christentums auch zu und her ging.
In 2000 Jahren von Israel nach Zürich
So, wie es vor 2000 Jahren nicht einfach war, das Christentum zu verbreiten, die Botschaft an den Mann, an die Frau zu bringen und damit zum Wachstum der neuen Religion beizutragen, steht unsere Gemeinschaft heute vor ähnlichen Fragen. Heute geht es vielleicht nicht ums Wachsen, sondern eher darum, nicht zu fest zu schrumpfen. Aber wie in Athen, Jerusalem und Rom vor 2000 Jahren geht das nur, wenn sich Menschen zusammenfinden, um sich gemeinsam auf den Weg zu machen.
Start der Umsetzung
Nach einer Einführung in die Problematik und das Projekt wurde in 3 Gruppen mit Fallbeispielen intensiv diskutiert und gerungen. Die Aufgabe, die Fallbeispiele mit den W-Fragen zu bearbeiten, führte sehr schnell zu den Grundsatzfragen. Ein Gemeindeleiter stellte fest, dass die Antwort auf die Frage nach dem persönlichen Warum bin ich in der Kirche tätig und dem kollektiven Warum der katholischen Kirche ist heute eine ganz andere als zu Beginn des Berufslebens der Teilnehmenden. Damals hat man auf die Frage, warum machst Du das, mit; «Berufung» geantwortet und damit war die Frage schon beantwortet. Heute geht es nicht mehr so einfach. Um Menschen in Veränderungsprozessen mitzunehmen, braucht es viel mehr Transparenz über das warum. Die Gesellschaft ist nicht mehr bereit, einfach zu folgen, sie will wissen warum.
Viele Diskussionen drehten sich um das Personal. Was passiert, wenn im Pfarrhaus die Tür nicht mehr aufgeht, wenn jemand ein Anliegen hat? Wie kann Zusammenarbeit gelingen und wie schafft die Kirche es, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger nicht nur den Tunnelblick auf «ihre» Gläubigen haben. Ein Teilnehmer berichtete, das von ihm erwartet wird, «dass Priester Gottesdienste nur in der eigenen Pfarrei halten dürfen und nicht richtig verstanden wird, dass er seine Profession auch an anderen Orten einsetzen könnte».
Eine Erkenntnis, die sich in allen Gruppen schnell herauskristallisiert hat, war, dass die pastorale Seite zwar viel diskutieren und planen kann, es für die Umsetzung aber enorm wichtig ist, alle Gremien, also auch Kirchenpflege und Pfarreiräte mit auf den Weg zu nehmen.
Was steht der Entwicklung im Wege
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion drehte sich um den Begriff der pastoralen Müdigkeit: «Wir machen schon so viel, aber wir kommen nicht weiter.» Wie kann Kirchenentwicklung diese Müdigkeit überwinden, wie kann sie neue Energie geben, gemeinsam ohne Grenzen weiterzudenken?
Aus verschiedenen Umfragen ist bekannt, dass ein grosser Teil der Mitarbeitenden in den Gemeinden demnächst in den Ruhestand geht. Die Frage der Nachfolge ist eines der grossen Themen vor Ort.
Ein Fallbeispiel stellte die Frage nach der Nachfolgeplanung zeitlich vier Jahre vor dem Personalwechsel. Wer muss welche Schritte tun? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit der Personalwechsel auch mit einer Gemeindeentwicklung beginnt?
Dass ein Entwicklungsprozess mit der bisherigen Leitung auch schwierig sein kann, ist eine nicht überraschende Erkenntnis. Dass es Mut braucht, den Prozess trotzdem rechtzeitig zu starten, war Konsens in der Gruppe. Und dass dieser Prozess partizipativ mit allen gemacht werden muss und nicht die heutige Leitung die Leitung von morgen sucht, ist unwidersprochen.
Wie weiter
Im Schlusswort von Guido Estermann, der neben Urs Länzlinger einer der beiden Projektleiter ist, wurde es nochmals klar. Es geht nicht um eine theoretische Lösung. Es geht über Ausprobieren, verändern, vernetzen. Das Synodalität zu einem Handlungsprinzip in den Pfarreien wird. Und das so miteinander auf die kommenden Realitäten hingearbeitet wird.
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